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News & Presseinformationen

Inkontinenz – (K)ein Tabuthema

Das Beckenbodenzentrum Nordhessen (BBZ) informiert zu Harn- und Stuhlinkontinenz

Die Direktoren des Beckenbodenzentrum Nordhessen (BBZ): Dr. Kia Homayounfar (links), Prof. Dr. Thomas Dimpfl und Prof. Björn Volkmer. (Foto: GNH)
Kassel

Für alle Betroffenen, Angehörigen und Interessierten findet am Mittwoch, 22. November 2023  von 15:00 bis 17:30 Uhr im Hotel Renthof in Kassel eine kostenfreie Informationsveranstaltung zu den Themen Harn- und Stuhlinkontinenz sowie Beckenboden-Probleme statt.
Eine vorherige Anmeldung ist erbeten unter: urogyn(at)gnh.net 


Inkontinenz – (K)ein Tabuthema

Über neun Millionen Menschen in Deutschland sind inkontinent, allein in Nordhessen leiden etwa 100 000 Männer und Frauen unter unkontrolliertem Harn- oder Stuhlabgang. Und das tun sie vielfach stillschweigend, weil Inkontinenz leider nach wie vor ein Tabu-Thema ist, das von Scham und mangelndem Selbstwertgefühl begleitet wird. Viele der Betroffenen fühlen sich fehlerhaft und unrein und ziehen sich deshalb zurück. Denn durch mangelnde Aufklärung wird Inkontinenz immer noch als unabwendbare Folge des natürlichen Alterungsprozesses und als nicht heilbare Krankheit angesehen. Doch das ist falsch. Denn jede Altersgruppe ist betroffen – neben Se-nioren auch Kinder, junge Frauen und Männer oder sogenannte Best Ager. Doch auch andere Beckenboden-Probleme sowie Erkrankungen im Analbereich oder Enddarm werden stillschweigend ertragen, weil sie als beschämend empfunden werden. „Darüber spricht man nicht“, denken die Betroffenen, obwohl es ihnen oft nicht nur den Schlaf, sondern auch ein Stück Selbstwertgefühl und Lebensqualität raubt. „Das ist sehr bedauerlich, denn in den meisten Fällen ist durch eine gezielte Behandlung eine Heilung oder zumindest eine deutliche Besserung möglich“, sagt Prof. Dr. Thomas Dimpfl, Direktor der Frauenklinik am Klinikum Kassel und Leiter des dort angesiedelten Beckenbodenzentrums Nordhessen (BBZ).

Dieses fachübergreifende Zentrum wurde von Prof. Dimpfl bereits 2008 gegründet. „Weil wir alle hohen, von führenden medizinischen Fachgesellschaften gestellten Anforderungen erfüllten, wurden wir schon 2012 als erste Einrichtung dieser Art in Hessen zertifiziert“, so Dimpfl. Denn die mehr als 100 am BBZ Nordhessen beteiligten Medizinerinnen und Mediziner verfügen allesamt über spezielle Kenntnisse, Erfahrungen und große wissenschaftliche Expertise: Hier arbeiten Gynäkologen, Urologen und Chirurgen auf hohem Niveau nach festgelegten Qualitätsstandards Hand in Hand.

„Das enge Zusammenspiel der unterschiedlichen Fachrichtungen ist für eine kompetente und optimale Behandlung unerlässlich“, sagt auch PD Dr. Kia Homayounfar, Direktor der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie und Mitglied im BBZ-Team. So leiden zum Beispiel viele der etwa 5 Millionen Menschen, die von Stuhl-Inkontinenz betroffen sind, meist völlig unnötig, so Homayounfar. „Denn bei 80 Prozent der Patienten können wir im BBZ mit konservativen Methoden wie Beckenbodentraining und der Verabreichung von Medikamenten erreichen, dass sie wieder ein nahezu normales Leben führen können“. Lediglich in 20 Prozent der Fälle ist ein operativer Eingriff erforderlich. Dieser erfolgt in der Regel minimalinvasiv. Generell gilt dabei im BBZ Nordhessen, dass risikoarme und unproblematische Behandlungsformen Vorrang haben.

Prof. Björn Volkmer, Direktor der Klinik für Urologie und ebenfalls im BBZ-Team, hält die enge Kooperation verschiedener Mediziner ebenfalls für unerlässlich: „Es gibt auf diesem Feld ein sehr breites Spektrum von Erkrankungen und Therapiemöglichkeiten, auch deshalb ist eine enge Vernetzung der Ärzte wichtig für eine optimale Be-handlung.“ Durch die enge, interdisziplinäre Verzahnung, die Bündelung des vorhandenen Know-hows und den intensiven Austausch mit niedergelassenen Ärzten ist also die bestmögliche Therapie gewährleistet. Im BBZ werden die Patientinnen und Patienten jedoch nicht nur durch spezialisierte Ärztinnen und Ärzte beraten und behandelt, sondern auch während der gesamten Therapie begleitet.

Pro Jahr kommen inzwischen rund 1300 Patientinnen und Patienten in das BBZ. „Und wir stellen sehr häufig schon beim ersten Gespräch fest, dass die Menschen einen schweren, aber völlig unnötigen Leidensweg hinter sich haben und wir in unserem Zentrum gemeinsam eine Lösung finden können“, bestätigt Dimpfl.

Zunächst melden sich viele Betroffene auch in der eigens vom BBZ eingerichteten „Urogynäkologischen Spezialsprechstunde“ an, wo sie die Möglichkeit haben, in vertraulichen und vertrauensvollen Gesprächen Fragen zu stellen und sich unverbindlich über Diagnose- und Therapiemöglichkeiten zu informieren. Ein erster Schritt, um die körperlichen und seelischen Beeinträchtigungen nicht mehr tatenlos hinzunehmen und schweigend zu erleiden, sondern sich einer Fachperson anzuvertrauen. Dadurch wird vielen bewusst, dass der Weg zur Besserung oft kürzer und leichter ist als gedacht.